Das zweite Mal im Krankenhaus und die ersten Gäste in unserer Wohnung

Nachdem wir es in letzter Zeit ruhiger angehen lassen haben, ist seit dem letzten Blogeintrag viel ungeplantes, aber durchaus Gottgewolltes geschehen.

Doch beginnen will ich mit dem Tagesausflug nach Stratford. Dies ist eine von uns aus im Westen gelegene Stadt, die rund eine Stunde entfernt war. Trotz ihres jungen Alters (Gründung: 1859) war sie nach Jonas und meinem Geschmack wesentlich ansehnlicher und strahlte mehr Geschichte aus, als beispielsweise Milton. Mit dazu beitrugen auch die wesentlich sich selbst überlassenen Parkanlagen und die für kanadische Verhältnisse recht urigen Gebäude in der Innenstadt. Nachdem Jonas dort sich auch sein neues Fahrrad zugelegt hatte, ging es mit diesen noch am Abend ins Kino. Tags darauf sollte es dann eigentlich zu eben diesem Kino gehen, denn dort hält jeden Sonntag eine Miltoner Kirche Einzug. Doch die Batterie unseres Autos setzte uns einen Strich durch die Rechnung, und so radelten wir stattdessen zur Milton Baptist Church. Dies ist auch die Kirche, die wir, wenn nichts dazwischenkommt, allwöchentlich besuchen wollen und in der wir schon erste Kontakte geschlossen haben.

In der darauffolgenden Woche waren wir sowohl in Moffat als auch im RE:SOUL in unseren Möglichkeiten ziemlich beschränkt, denn zum einen regnete es draußen fast ununterbrochen, zum anderen kugelte ich mir beim Basketballspielen donnerstagabends mit der Jugend schon zum zweiten Mal seit unserer Ankunft die Schulter aus. Das ganze Prozedere war uns beiden ja schon bekannt, weshalb wir, im Gegensatz zu unseren Supervisors, den Umständen entsprechend viel Ruhe ausstrahlten. Das obligatorische „Fotoshooting“ im Krankenzimmer durfte dann natürlich auch nicht fehlen.

Weder ich noch unsere Gastfamilie sah darin aber einen Hinderungsgrund, sämtliche Wochenendaktivitäten zu abzusagen, und so wurden Jonas und ich als mein vorzeitiges Geburtstagsgeschenk auf eine Radrennbahn eingeladen, auf der Olympia-Qualifikationen in mehreren verschiedenen Disziplinen stattfanden. Vor allem der Sprint, bei dem sich zwei Fahrer über drei Runden eine Art Katz-und-Maus-Spiel lieferten und dabei Geschwindigkeiten von über 70 km/h erreichten, war eine sehr eindrückliche Erfahrung.

Zu Beginn letzter Woche sahen wir uns dann unserem bisher stressigsten Tag entgegen, denn am 29.Oktober veranstaltete das RE:SOUL das jährlich als Haupteinnahmequelle (das Jugendzentrum finanziert sich ausschließlich durch Spenden) dienende Bankett, wofür wir allerlei Werbematerial, Spendenkarten und Dekoration von Milton aus zu einem etwas abseits gelegenen Golfclub transportieren mussten. Doch all die Mühe zahlte sich dann abends mehr als aus, wir trafen auf viele interessante Persönlichkeiten, darunter Miltons Bürgermeister, das aufgezogene Programm wusste durchaus zu unterhalten und das herausragende Essen tat sein Übriges. Da ging der Abbau, der sich bis kurz vor Mitternacht zog, dann auch relativ leicht von der (einen) Hand.

 

Nachdem wir am Reformationstag (31.Oktober, für alle die es nicht wissen sollten), wieder aus Moffat zurückkehrten, ging es zunächst zum „Business Lunch“ mit unserem Gastvater, denn am Mittwoch war dann mein tatsächlicher Geburtstag. Anschließend blieben wir aber nicht untätig, sondern kümmerten uns im Jugendzentrum um alles, was durch das Event zwei Tage zuvor liegen geblieben war. Später besuchten wir dann wiedermal unsere Freunde in Georgetown, denn deren Gemeinde bot den Feierlichkeiten entsprechend ein Alternativprogramm zum klassischen „Trick-or-treating“ (Süßes oder Saures) an.

Damit sollte es das dann auch eigentlich gewesen sein, doch Camp Pioneer kündigte sich dann einen Tag vor ihrer Abreise für das ganze Wochenende an. Glücklicherweise schien unsere Gastfamilie damit kein Problem zu haben, und so bekamen wir zwei Tage hintereinander ein volles Programm und hatten ein volles Haus. Im Zuge dessen besuchte zumindest ich dann Toronto auch das dritte und vierte Mal und entdeckte trotzdem jeweils etwas Neues.